> Yoga, Freeletics & Co - der ganz normale Sportwahnsinn

...oder auch der schmale Grat zwischen Sportsucht und "Bewegung nicht vorhanden"

Ihr kennt das...das entweder/oder. Entweder ist man eine Sportkanone sondergleichen, geht vor der Arbeit noch locker 10 km joggen, fährt dann kurz mit dem Rad in den 50 km entfernten Arbeitsort - bergauf versteht sich, zieht in der Mittagspause noch schnell seine Bahnen um sich dann nach der Arbeit im Fitnessstudio bei Tabata, Tae-Bo und wie sie sonst noch so alle heißen so richtig schön auszupowern und dann mit dem Rad die 50 km wieder nach Hause zu fahren. Und zwar nur bergab, weil es keine andere Strecke gibt. Jeder von uns hat diesen einen Facebook- oder Instagramfreund, der einen die eigene Sportkarriere als Kindergarten abtun lässt.

Oder eben man tut dies alles nicht und kann nur den Kopf über so viel Sportwahnsinn schütteln. 

Ich bin irgendwo dazwischen. Und zwar nicht dauerhaft, nicht als Charakterzug, sondern tatsächlich wochen- und monatsweise. 

Bei mir gibt es den Modus: "Sportsucht" und den Modus: "zu faul zum Aufstehen". Und die beiden Extreme wechseln sich in regelmäßigen Abständen ab. Es gab bisher nie ein "ja, ok, ich mache Sport mal in einer gesunden und "normalen" Art und Weise", nein, es gibt bei mir nur "so viel Sport, bis alle Gelenke und Bänder völlilgst im Eimer sind und ich wochenlang gar nichts mehr machen kann", was mich dann wohl oder übel auch immer wieder in Modus 2 "zu faul zum Aufstehen" zwingt. 

Erst durch meinen Aufenthalt in der Migräneklinik wurde mir so richtig bewusst, was ich meinem Körper da antue. Und auch warum. 
Mit "sich etwas Gutes tun" hatte das alles nichts mehr zu tun. Oft waren 5-7 Mal die Woche Fitnessstudio auf dem Plan mit 1,5h Krafttraining und anschließendem Laufen. Auch mindestens noch einmal eine halbe Stunde. Und das 5-7 Mal die Woche. Jede Woche. 

Heute frage ich mich vor allem, woher ich die Zeit dafür her nahm und wie in Gottes Namen mein Körer das ganze auch nur halbwegs wegstecken konnte...aber eins war klar: gerade als #Migränekind ist der Sportwahnsinn alles andere als sinnvoll und eine schöne Art seine Migräne mit allen Selbstanforderungen und körperlichen Abnutzungen lediglich weiter zu pushen.


Aber wie der Mensch dann eben so verrückt tickt: man hat über seine Krankheit keine Kontrolle und versucht eben so auf anderem Wege die Kontrolle über den eigenen Körper wieder zu erlangen. Und Anfangs funktioniert das Ganze ja auch, was einen nur weiter bestätigt und voran treibt. Nur irgendwann, irgendwann ist dann eben die Grenze erreicht - und bei einem Migränekind sieht diese Grenze dann eben einfach so aus, dass der Körper dich stilllegt. Und das für Tage...für Wochen. Bis zu verstehst, bzw. gezwungen bist zu verstehen, dass dein Körper Ruhe braucht. Die Krankheit legt dich flach und zwingt dich in die passive - waagerechte Position. Genug Zeit zum Nachdenken und Reflektieren. Könnte man denken. Aber meistens - und so auch ich - versteht man es nicht beim ersten Mal, auch nicht beim zweiten, weiß Gott selbst nicht beim 50. Mal und dann kommt eben der Hammer - eine nette kleine chronische Migräne mit mehreren Wochen Migräne in Dauerschleife - der Arzt nennt es Migränestatus, ich nenne es die schlimmsten Wochen meines Lebens. Und dann, irgendwann, so ganz langsam, kommt auch bei mir dann der Punkt wo ich einsehen muss, dass man nicht immer und immer und immer mehr machen kann und immer und immer und immer besser werden kann. 
Und dann auf einmal (mit vielen Rückschlägen natürlich - so schnell lernt man es eben selbst dann nicht) hat man verstanden, dass man weder immer die Beste sein muss, noch es sein kann.   


Und auf einmal ist man frei. Frei, den Sport zu machen der der Seele und dem Körper gut tut. Frei, den Sport zu machen in einem Rahmen der gesund ist und vor allem den Sport wieder als das zu sehen was es ist: ein Hobby und eine Art seine Gesundheit zu stärken und eben kein Wettkampf und kein Hauptberuf.    


 

Freeletics - meine Hassliebe:

Und so kam ich dann zu freeletics. Meiner kleinen großen Hassliebe. Mittlerweile sollte Freeletics allen bekannt sein, aber für alle, die es nicht kennen: es ist das klassische Bodyweighttraining zu Neudeutsch. Also trainieren mit dem eigenen Körpergewicht. Früher nannte man sowas wohl Gymnastik, heute Tabata oder Zirkeltraining, aber das Prinzip ist ein ähnliches: man arbeitet nur mit seinem eigenen Körpergewicht und vollführt in kürzester Zeit im Schnellkraftprinzip alle Übungen die einem der sogenannte Coach - unser Sportgott und Alleswisser (Hashtag #coachknows) - auf den Plan schreibt.

Seien es Liegestütze, die mittlerweile durch die Medien bekannten und gefürchteten Burpees (runter über Liegestütz auf den Boden, und dann zum Sprung wieder hoch), die neudeutschen Squats, Bauchübungen und Ausfallschritte, bis hin zu kleineren oder auch größeren Sprints und Läufen.

‼️‼️ Für alle die diese Hassliebe auch mal gerne selbst ausprobieren wollen habe ich hier einen Link, über den ihr 20% für das Coach-Abo spart: 

www.freeletics.com/r/3683904 ‼️‼️

 

Laufen - mein Hass:

Auch mit dem Laufen hatte ich dann mal begonnen, weil man dafür keine Mitgliedschaft braucht und somit keine Verpflichtungen hat. Ich kann einfach losziehen und joggen wann immer mir danach ist - auch wenn dieser Tag sehr selten kommt.....ich könnte :-D

Und auch hier war es dann nur eine Frage der Zeit, wann aus 3-4 km, fast täglich 5 und dann 7 wurden. Und auch da war der Wettbewerbsgedanke mein ständiger Begleiter.... Wenn die Pace nicht bei 5 Min/km lag, dann war der Lauf schon für den Ar***. Und geübte Läufer lachen über diese Pace - das ist nichts, was unmöglich ist oder gar anstrengend für die Läufer unter uns. Für mich war es fast immer nur Qual und Anstrengung. Mit Spaß und Kopf frei kriegen - für das es eigentlich gedacht war, insbesondere als #Migräneprophylaxe hilft laufen genau so gut wie es Betablocker tun, nur ohne Nebenwirkungen) - hatte das nichts mehr zu tun. Laufen bei 35 Grad in der knallen Sonne und auch Laufen bei Schnee und Eis bei Minusgraden.
Und auch da stellte sich mir heute die Frage: Wo hatte ich nur die Zeit her??? 

Als kleine Anekdote noch die wohl beste Laufstory aus meiner kurzen Läuferkarriere: wenn man erst zum 3. Mal nach Jahren wieder laufen geht und dann einfach mal versucht 2 Stunden (ja, 2 volle Stunden) durchzulaufen, einfach mal um zu sehen ob man das könnte und wie das so wäre.  
Fazit: man kann es nicht und man kann danach auch nicht mal mehr gehen! Auch wenn es während der 2 Stunden mehr an schnelles Gehen, Kriechen oder Stolpern erinnerte, so war ich doch volle 2 Stunden zügig unterwegs und konnte als Erinnerung hieran eine Knochenhautentzüdung an beiden Schienbeinen mein Eigen nennen und von dem Muskelkater und den Schmerzen der nächsten Wochen !) ganz zu schweigen. Ihr könnt es euch denken.

Also war dann auch laufen irgendwann an einem Punkt angekommen, an dem es weder gesund noch sinnvoll war, und ich auch das dann erst mal völligst auf Eis gelegt hatte.

Stand heute:  
Momentan bin ich wieder dabei die Laufroutine für mich zu entdecken. Mit einem einzigen kleinen Lauf die Woche und mit nur 3 km-Strecke ist es auch zum ersten Mal nach langer Zeit so, dass Laufen wieder Spaß macht und dass ich es vor allem mit meinem Hund zusammen machen kann und damit nicht nur noch mehr Freude aufkommt und dabei der Hund ausgelastet wird, sondern dass man auch einfach zusätzliche Sportzeit spart, indem man dem Hundespaziergang durch einen Lauf ersetzt. 

Notiz an mich: Laufen beibehalten!!!! WIRKLICH!!! Und nicht wieder übertreiben!!! WIRKLICH!!!! 
   

Yoga - meine neue Liebe... und ja, Yoga ist auch Sport

Hätte mir vor ein paar Jahren jemand gesagt, dass ich Yoga mache, hätte ich vor allem laut gelacht. Yoga? Dieses Öko-Gedehne zu spiritueller Musik mit Möchtegerngurus? Nein danke. Kann ja jeder machen was er will, aber sich beim Sport ruhig und langsam zu bewegen, Gott bewahre zwischendurch sogar die Augen zu zu machen und sich zu entspannen....der Sportler in mir springt auf und schreit, lauf!!!!! Und zwar ganz weit weg!!!!

Und doch, irgendwie, bin ich zum Yoga gekommen. 



Angefangen hatte ich mit  Yoga, um für meine Migräne einen Ausgleich und Entspannungsmöglichkeit zu finden. 
Aber wie das eben als total verkappter Hardhore-Sportler so ist, stellt sich Yoga ziemlich schnell als viel zu wenig Action und viel zu viel von diesem Gedehne und Gedrehe heraus. Also versuchte ich, mit modernen Yoga-Workouts eine Brücke zum Sport zu schlagen, und mich selbst beim Yoga, verlässt auspowern zu können. Mit dem Ergebnis, dass diese workouts irgendwann gar nichts mehr mit Yoga und dem Gedanken davon zu tun hatten und es - mal wieder - in einem Wettkampf mit mir selbst endete, noch mehr zu können, schneller zu sein und besser zu werden.

Eines Tages, mitten beim Yoga-Workout, musste dann auch ich feststellen, dass der Sinn und Zweck des Yoga langsam verfehlt war, und ich trotz gedachter Heilung der Sportsucht wieder an einem Punkt angelangt war, wo es nur darum ging den Körper zu pushen, anstatt auf ihn zu hören, oder ihm sogar etwas Gutes zu tun.

Und nach dieser schlauen selbst Erkenntnis, war dann auch klar, dass ich wieder zurück zu den Basics musste, und Yoga aus dem Grund machen wollte, aus dem ich einmal angefangen hatte. Nur als absoluter Leistungsmensch ist Yoga einfach so ziemlich das letzte, was einem Freude bereitet. Und es hat auch lange lange Zeit gedauert, auch mit langen Pausen der Unterbrechung, um endlich die Vorteile des Yoga zu erkennen und vor allem annehmen und umsetzen zu können.

Ich kann jedem nur empfehlen, Yoga tatsächlich in einem Studio, oder alternativ als Onlinekurs zu machen. Man muss nicht unbedingt den teuren Kurs im Studio machen, ich denke das auch jede VHS einem die Grundzüge beibringen kann, und ich selbst habe es aus einer Mischung aus online Kurs und einigen Stunden gemacht. Hier kann ich euch vor allem den online Kurs von Yoga Vidya empfehlen, der eine zehnwöchige Yoga-Grundausbildung für Anfänger anbietet. 

Vor allem kann ich euch diesen Kurs empfehlen, weil man hier von Grund auf nicht nur die Übungen kennen lernt, sondern eben Yoga einfach mal verstehen lernt. Denn Yoga ist so viel mehr, als einfach nur stumpfe Übungen: es ist eine Lebensweise, eine Bereicherung. 

Und ich sage das nicht als neu Erleuchtete, als Geläuterte oder Neuspirituelle, sondern einfach als jemand, der mit diesem Programm das Leben ein wenig in einem anderen Licht sehen kann und gelernt hat sich selbst und seinem Körper öfter etwas Gutes zu tun und mehr auf sein Inneres wie auch auf das Äußere um einen Herum zu achten.

Und ich darf das nach den zehn Wochen tatsächlich sagen, weil es mir am Anfang extrem schwer gefallen ist, die Übungen mitzumachen und vor allem die Übungen so langsam mit zu machen wie es für Anfänger gedacht ist. Nicht nur dadurch, dass ich Yoga bereits als Workoutversion betrieben hatte, sondern vor allem auch, weil ich ein Macher bin und einfach keine Ruhe habe, was für mich extrem schwer am Anfang die Bewegungen so langsam durch zu führen und vor allem auch die vielen Pausen einzuhalten. 

Wer würde glauben, dass es schwieriger ist, während einer Übung einfach mal still zu liegen, als sich total abstrus zu verbiegen und zu verdrehen. Aber tatsächlich war es genau das ruhig halten und in mich gehen, was ich jetzt erst einmal lernen musste und was ich auch nach wie vor heute noch richtig einfordern muss. So bescheuert wie es auch klingt, so ist das tatsächlich die größte Herausforderung im Yoga für mich, aber auch der Punkt, an dem ich am meisten wachsen kann. Und die Tatsache, dass ich am Anfang bei der Entspannungsübung weder meine Füße noch meine Hände richtig fühlen konnte, mittlerweile aber den Körper komplett durchgehen kann in meinen Gedanken und vor allem auch so entspannen kann dass ich sogar einschlafe, zeigt ja dass Yoga auch tatsächlich etwas bringt. Aber auch im Kopf hat sich darüber hinaus noch einiges getan, sei es das ganz große Thema Achtsamkeit, was auch schon vorher in meinem Leben eine große Rolle gespielt hat, aber durch das Yoga auch wieder mehr in den Vordergrund gerückt ist. Sogar zu den gebeten hat es mich näher gebracht, so dass ich als ja naturwissenschaftlicher Mensch mittlerweile die Yoga Übungen am liebsten mit den dazu gehörigen Gebeten mache.


In der ersten Kursstunde schon, als der Kursleiter den Unterricht mit dem typischen OM begann und dann ein kurzes Mantra sang, für mich klar, dass Yoga mich irgendwie gepackt hatte. Denn dieses OM ging so tief, und dieser Gesang ging so unter die Haut, das es einfach mehr als nur eine Kursstunde war, die man einfach mal so macht, da war mir klar, dass Yoga irgendwie ein Teil meines Lebens werden sollte.





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