> Freiheit beginnt im Kopf - Unser Do-It-Yourself Campervanausbau


...oder auch wie aus einer vagen Idee der coolste Campervan überhaupt wurde

Endlich endlich endlich ist aus unserem Sonder-KFZ Personentransport jetzt auch ein ganz offizielles Wohnmobil geworden!!!!


Campervanstyle

Die lange Geburt mit Innenausbau, die wochenlange Entscheidung zwischen Gas- oder Elektroherd, die Umsetzung der Vorgaben, die etlichen Telefonate mit dem TÜV und die vielen Rückschläge haben endlich ein Ende.

Und wir sind endlich ON THE ROAD!!!!
🚐🌊💙


Aber zunächst einmal von vorne:

Schon länger hat uns die Freiheit eines Campervans angezogen. Denn Wohnmobil und Wohnwagen erfüllten einfach nicht unseren Coolnessfaktor und auch der Preis eines solchen Gefährts lässt stark zu wünschen übrig. 
Wobei man dazu sagen muss, dass es heutzutage im Bereich Wohnwagen echt coole Teile gibt, gerade die ganzen abgespacesten neuen oder auch alten aufbereiteten Modelle, die mit dem klassischen weißen Pappkarton nichs  mehr zu tun haben. Vor allem stieß ich bei der Suche auf einen Klappwohnwagen, der zusammengeklappt aussieht wie ein Anhänger und aufgeklappt eben wie ein ganz normaler Wohnwagen. Sogar ein ziemlich stylischer. Für mich ja die perfekte Lösung, um in meinem eigenen Auto an den Urlaubsort zu fahren, und dort auch mobil zu sein; aber da wir in einer Demokratie leben und es hieß entweder wir holen einen Bus oder gaaaaar nichts, war dann diese Idee auch verworfen. 
Und hey, man muss sich ja auch die Möglichkeit geben sich Herausforderungen zu stellen und weiter zu entwickeln.


Also musste Plan B her: ein eigener Campervan.

Doch auch da waren finanziell nicht gerade Sprünge drin. Entweder hatten die Dinger ausgebaut schon 440.000 km drauf - und nein, wir haben nicht nach einem VW Bulli geschaut - oder sie waren abgeranzt und trotzdem noch unbezahlbar.

Grundvoraussetzung für uns war, dass unser späterer Campervan Stehhöhe haben sollte. Was bei uns Beiden (wer uns kennt) jetzt nicht soooo schwer ist, aber trotzdem kamen für uns nur Sprinter, Ducato und Co. in Frage. Alle mit Stehhöhe um die 1,80 - 1,90m. Genug Luft zum Atmen und Leben.

Nachdem ein bereits ausgebauter Van sowohl Style- als auch geldtechnisch ausgeschlossen werden konnte, war also klar, dass es ein leerer Kasten werden musste, den wir dann eben mit kleinsten Mitteln in Eigenregie ausbauen würden.

Jetzt musste also "nur" noch ein Kastenwagen her - leichter gesagt als getan. Man denkt zwar dass das nicht so schwer sein könnte, weil schließlich jeder Handwerker und jede Firma Sprinter en masse hat, aber genau so sehen die Gebrauchten dann auch leider aus. NICHT ZU GEBRAUCHEN!!!

Nach ganzen sieben (!) Anläufen war erst unser Baby dabei. Von "ich kann mit meiner Hand fast durch den Boden greifen" bis "400 km fahren, weil 'der Bus ja keinen Rost hat und top in Schuss ist', um dann da anzukommen und höchstens noch als  Rostlaube des Jahrhunderts ins Rennen gehen zu können, war wirklich alles dabei. Also der Tipp von meiner Seite: glaubt nichts und fahrt nicht so weit. Leider wird man in dieser Preisklasse nur enttäuscht. 
Mein absolutes Highlight war dann noch ein wunderschöner, bereits ausgebauter Campervan, der preislich nicht zu schlagen war und einmalig aussah. Auf meine Anfrage hin wurde mir dann aus dem Ausland geantwortet mit einem mysteriösen hin und her  wo das Auto angemeldet sei und noch mysteriöserem Angebot es eine Woche lang Probe fahren zu können, sonst Geld zurück. Ich sollte nur noch meine komplette Adresse angeben, damit wir uns treffen könnten. Ist klar! 

Aber wie das nun mal so ist, Hat ja alles seinen Sinn, und da die Zahl 7 sowieso unsere Lieblingszahl ist, sollte es einfach so sein und in Köln fanden wir dann endlich unser Schätzchen. 

Junge 15 Jahre alt (ja, das ist wirklich jung für einen Bus), weiß und teilweise foliert, ehemaliger Schüler-Transportbus, rundherum verfenstert (das  Wort habe ich gerade erfunden) und sogar mit Rollstuhlhebebühne, das sollte er sein. 


!!! Anmerkung in eigener Sache: wer eine Rollstuhlhebebühne gebrauchen kann, kann sich gerne bei mir melden. Die ist noch zu haben !!!


Und da wir in unserer Audi-Familie einen würdigen Bruder haben wollten, waren wir auch ganz froh, dass es dann ein Mercedes Sprinter, und eben kein Citroen, Ducato oder Co. wurde. 

Nachdem mein Freund die erste Besichtigung dann ohne mich durchführen musste (die Migräne mal wieder) bekam ich auch schon bald den erwarteten Anruf: "Hase, ich glaube, wir haben  unseren Bus".

Und ab da, was soll ich sagen, wurde der Traum vom eigenen Camper dann doch auf einmal ganz schnell Wirklichkeit und nur ein paar Tage später konnten wir das Schätzchen schon holen fahren (diesmal dann auch mit mir). 
Und was soll ich sagen? Liebe auf den ersten Blick. Auch wenn ich meinem Freund in den Dingen völlig vertraue und er mein Okay hatte, das Ding auch ungesehn zu kaufen, so ist es doch noch mal was anderes selbst in dem eigenen Van zu stehen und das Ganze einfach real werden zu lassen. 

WIR. HABEN. EINEN. BUS.

Allein die Rückfahrt war schon die pure Lebensfreude. Man muss vielleicht noch dazu sagen, als kleiner Exkurs, dass ich vom Busfahren wirklich wenig halte. Um genau zu sein, so gar nichts. An öffentlichen Verkehrsmitteln gibt es für mich nur den Zug und das Flugzeug. Und als altes Großstadtliebekind natürlich noch S- und U-Bahn. Aber Bus? Nein,  Danke. Das gibt es in meiner Welt nicht. Lieber würde ich 20 km gehen als Bus zu fahren. Das ist leider Tatsache und keine Übertreibung und jede Busfahrt - sei sie noch so kurz, purer Horror für mich. Das war nicht immer so - aber das Thema Migräne hat eben so einiges verändert in meinem Leben, und eingeschränkt - unter anderem DAS. 
Auf jeden Fall war von vornherein - und noch war ich damit nich in Urlaub - nicht klar, ob ich mich überhaupt mit dem "Bus"fahren anfreunden kann. Die Versprechungen meines Freundes, dass man in Sprintern und Co. wie im Auto fährt, konnte schon bei der ersten fatalen Busbesichtigung widerlegt werden. Als es mir schon reichte in dem Bus zu stehen,  um Schwindel und Ekel zu bekommen und sich sowas von gar nicht wohl zu fühlen. Was vielleicht auch daran liegen könnte, dass ich damals auch beginnende Migräne hatte und ein schlecht gefederter und abgeranzter Bus nicht gerade der Wohlfühlort war, an dem ich mich dann am liebsten zurückziehen möchte.
Aber Gott sei Dank *klopf auf Holz* war das Gefühl in diesem Bus einfach nur angekommen zu sein, und endlich endlich endlich ein zu Hause gefunden zu haben.

Die Heimfahrt :-)

Das äußerte sich dann auch gleich auf der Heimfahrt, als ich es kaum aushielt nur hinter dem Bus (ok, wer mich kennt: VOR dem Bus her) zu fahren und nicht Teil dieses besonderen Momentes zu sein. Also Blinker gesetzt, am nächsten Parkplatz raus und Spontantausch!  

Meine neue Berufung ist gefunden: ich werde Busfahrerin!

Daraufhin folgte eine wahnwitzige halbe Stunde Heimfahrt auf der Autobahn und der nicht bedachten Rückfahrt auf bergigem Gelände Richtung Heimat. In einem Bus. Einem Diesel. Mit viel zu wenig PS. Berghoch. Das erste Mal mit so einer Kiste. Es war einfach nur abenteuerlich, aber spätestens am zweiten Berg wüsste man dann, dass runterschalten trotz Motorgeheul die schlauere Variante ist und man sich auch mit 31 noch wie ein Fahranfänger fühlen kann. Aber nichtsdestotrotz bin ich heile und vor allem freudestrahlend zu Hause angekommen und unser neues Familienmitglied durfte es sich auf dem Parkplatz vor der Tür für die nächsten Wochen bequem machen.


Zunächst einmal mussten die 2 zusätzlichen Sitzreihen und die Rollstuhlhebebühne raus. Und allein das war schon eine Geburt. Die Sitzreihen wurden in der ersten Woche schon für sage und schreibe 450€ zu Geld gemacht und die Rollstuhlhebebühne nach dem Ausbau erst einmal in unserer Halle zwischengelagert.  

Sie ist also immer noch zu haben, falls jemand Interesse an einer hydraulischen, voll funktionstüchtigen Rollstuhlhebebühne für eine Kastenwagen hat. 

Denn erst dann konnten wir mit dem Ausbau starten...

Als Dämmung benutzten wir Armaflex (19mm, selbstklebend). Dieses hat den Vorteil, dass es den Bus nicht nur vor Wärme und Kälte dämmt, sondern auch die Geräusche abmildert. Außerdem ist es super einfach anzubringen, da es selbstklebend ist und man es "nur" noch zurechtschneiden und aufkleben muss.
Also wurde das Armaflex mehr oder weniger fachmännisch :-) unter die Verkleidung an den Seiten und auf dem Boden angebracht. Darüber wurde dann wieder die normale Verkleidung für die Seiten befestigt und der Boden mit OSB-Platten abgedeckt und PVC-Boden verlegt. Wir hatten uns für PVC-Boden in Laminatoptik entschieden, weil er am einfachsten zu verlegen ist, am günstigsten ist und außerdem auch am flexibelsten und robustesten. Zurechtschneiden kann man den PVC-Boden am besten, indem man die vorher abgemessenen OSB-Platten als Vorlage nimmt und ein paar Zentimeter überstehen lässt, um dann im Bus den Endschliff zu machen.

Auch wenn ich bei dem PVC-Boden auf der Rolle noch leichte Zweifel hatte, so muss man doch sagen, dass es dann verlegt im Bus absolut grandios aussah und es auf jeden Fall die richtige Entscheidung war.

Also konnte dann auch schon mit der Bettkonstruktion angefangen werden. Diese wurde mittels Rahmenkonstruktion und einigen O-förmigen Regalen zusammengeschraubt. Die Idee dahinter war, unter dem Bett noch einiges an Stauraum zu schaffen und dort Schubladen einzurichten, die auch noch vorne in den Bus hinein herausgezogen werden können.
Zugunsten von noch mehr Platz für sperrige Sachen sind nur auf der linken Seite zwei lange Schubladen verbaut, die über die komplette Bettlänge gehen und auf der rechten Seite zwei halbe Schubladen, die nur noch vorne hin rausgezogen werden können, und so auch bei Regen benutzt werden können, ohne den Bus verlassen zu müssen. 

Das Bett ist dabei quer eingebaut, damit man in die Tiefe nur die 1,40m Breite an Platz verliert und die vorhandene Länge des Bettes von 1,86m für uns auch mehr als ausreichend ist. 
Vor dem Bett als Sitzecke haben wir Apfelkistentruhen, die noch weiteren Stauraum im Bus liefern. Und darauf Palettenkissen, die nicht nur für mehr Bequemlichkeit, sondern auch noch für den Style sorgen.

Die Spüle und Kochstelle haben wir dann auch komplett selbst aus Paletten gezimmert. Als alte Palettenkinder musste das als Stylefaktor einfach sein. Unter der Spüle ist dann genau genug Platz für zwei größere Kanister für Frisch- und Abwasser und auf der anderen Seite für den Elektrokühlschrank und den portablen Gaskocher.

Da der Tüv nicht viel von Gasherden im Innenraum hält und dafür eine Gasabnahme notwendig ist (dafür muss zunächst ein Fachmann die Gasleitungen TÜV-gerecht verlegen) haben wir uns für die Variante des Elektroherdes für den TÜV entschieden und benutzen den Gasherd nur bei Bedarf im Innenraum und transportieren im Übrigen die Gasflasche mitsamt Sicherung als Ladung. So hat man sich den teuren Gaseinbau und die alle 2 Jahre notwenide Gasabnahme gespart und kann den TÜV mittels einer einfachen Elektroplatte ebenfalls zufrieden stellen. 

Als letztes fehlt dann nur noch der Tisch. Nach einigen Fehlversuchen und mehreren Varianten haben wir dann die perfekte Version gefunden. Ebenfalls Apfelkisten in verschiedenen Größen zu einem Schrank montiert und darauf eine Bar aus Apfelkisten, deren Klapptür als Tisch fungiert. Das ist nicht nur praktisch, weil man die Bar dann auch als Schrank nutzen kann, sondern weil der Tisch dann auch nicht im Weg rumsteht und man ihn jederzeit einklappen kann.

Ganz wichtig ist für den Tüv dann noch die Transportsicherung. Also alle Einzelobjekte in den Boden und wenn möglich noch an die Seiten oder Vordersitze geschraubt. Die Türen haben wir je nachdem mit Magneten gesichert, bzw. mit Schließsystemen, die die Türen auch bei der Fahrt an ihrem Platz lassen. 
 

Und nachdem das alles so nach und nach durchdacht und umgesetzt wurde, konnte die Wohnmobilzulassung kommen.
Nachdem im Internet von "ach leg dir ne Matratze rein und gut ist" bis "die machen jede Schraube auf links" war für die Anforderungen beim TÜV so ziemlich alles zu finden. Also musste eine verbindliche Auskunft vom TÜV her. Etliche Telefonate und Tage später war dann klar, dass es nur in Koblenz eine Prüfstelle für Wohnmobilzulassungen gibt und die zuständigen Sachbearbeiter beide im Urlaub sind. Nach ganz viel Herumtelefonieren konnte mir aber ein netter Herr beim TÜV eine verbindliche Auskunft geben, was denn nun alles Pflicht ist, um als Wohnmobil zugelassen zu werden:

- ein Tisch
- eine Kochmöglichkeit
- ein Bett
- Verstauraum
- alles gesichert und fest verbaut

Und da wir all das erfüllt hatten, stand der Wohnmobilzulassung nach nochmaligem festschrauben der Schränke vor Ort, der Zulassung auch nichts mehr im Wege. Kurz vor knapp und nur wenige Tage vor unserem anstehenden ersten Campervanurlaub konnte das Schätzchen also auch endlich zugelassen und umgetragen werden. 


Jetzt ist es offiziell: unser Sprinter ist ein Wohnmobil. Und das zahlt sich aus. Allein in der Versicherung sparen wir jetzt um die 500 € jährlich zu einem normalen Zweit-PKW. Ganze 160 € jährlich bezahlen wir nun für Teilkasko, anstelle von über 700 €. Und auch die Steuer von 140 € jährlich sind ein Klacks im Vergleich zu einem normalen Diesel-PKW.


Und noch zum Schluss ein kleines Schmankerl beim Kennzeichen: nach langem langem Überlegen, was man mit unseren Kennzeichen EMS oder GOH anstellen kann, was zu einem Campervan passt und was dazu auch noch etwas besonderes ist, kam uns dann irgendwann die einschlagende Idee:

GOH - FR 33

Und wie das Glück es so wollte, war es auch noch frei. Also sind wir jetzt mit unserem Sprinter unterwegs mit dem grandiosen Kennzeichen






GO(H) FREE!!!!!

In dem Sinne Kinder, tanzt aus der Reihe, lebt eure Träume und go free!!!!! 

 

 

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